Aaaaah, Oooooh!

As wird aus einem Ärmel gezaubert

Aaaaah, Oooooh!

Von Stephanie Grimme

140 Zauberer aus ganz Europa haben sich beim Magischen Pfingsttreffen (14.-16.05.2016) in Hattingen gegenseitig in die Karten geschaut. Sie zeigten sich neue Tricks, Kniffe und Präsentationsformen - eigentlich streng geheim.

Tier-Zauberei ist Out. Echte Kaninchen oder Tauben sucht man vergebens auf dem Magischen Pfingsttreffen. Die Tier-Tricks lassen sich mit dem Tierschutz nicht vereinbaren. Weil Kaninchen aber aus der Zauberei nicht wegzudenken sind, zaubert Magier Detlef Hartung "Harry", ein Stoffkaninchen aus einem Hut. Das ist witzig. Und darum geht es in der Zauberei immer mehr.

Dem Publikum immer einen Gedanke voraus

Ein Zauberer führt einen Kartentrick vor

Aus Frankreich angereist: Zauberer David Stone

Comedy-Zauberei ist im Moment extrem populär. Nur die Tricks zu beherrschen reicht schon längst nicht mehr aus, um das Publikum von den Stühlen zu reißen. Die Sprüche müssen sitzen. "Zauberer brauchen Geduld, eine hohe Auffassungsgabe und eine gute Portion psychologisches Grundwissen", beschreibt Henry Wahl die Anforderungen an einen guten Magier. Wahl organisiert das Zauberer-Treffen in Hattingen. "Man muss sich gut in die Zuschauer hinein versetzen können, um die Gedanken zu beeinflussen. Ein guter Zauber ist dem Publikum immer einen Schritt voraus."

Das Internet macht Zauberern das Leben schwer

Die Tricks geheim zu halten wird immer schwieriger. Schuld ist, wie so oft, das Internet. Es ist einfach zu leicht mal eben das World Wide Web per Smartphone zu fragen, wie die Tricks gehen. Deshalb wird die "Verpackung" immer wichtiger. Show-Elemente, wie zum Beispiel Pyrotechnik, gehören mittlerweile zum Zauberhandwerk dazu. Die Artikel dafür können die Zauberer beim Magischen Pfingsttreffen ausprobieren und kaufen.  

Die modernen Kommunikationsmittel machen sich die Zauberer aber auch zunutze. Tablets und Smartphones finden immer mehr Einzug in die Magische Welt. Aus einem Tablet wird wahlweise Bier oder Milch in ein Glas geschüttet. Und vom Publikum getrunken. Oder – ein bisschen ekelig: Auf einem Handy-Display krabbelt eine Spinne, die kurz danach auf der Hand einer Zuschauerin sitzt. Entsetzte Schreie sind garantiert.

Der lange Weg zum Magier

Zauberstäbe und ander Zauberutensilien stehen auf einem Tisch

Wichtige Utensilien: Zauberstäbe

Dennoch: Unter dem Strich sind es eigentlich immer die gleichen Prinzipien, die das Zauberhandwerk bestimmen: Erscheinen, Verschwinden, Verwandeln. Und dabei die Gedanken der Zuschauer manipulieren. Um das gut zu können, muss man ganz schön viel üben. Die klassische Zauberer-Ausbildung absolviert man in Deutschland im "Magischen Zirkel". Das ist die größte Zauberer-Vereinigung in Europa. 2.800 Magier haben sich hier organisiert. Aber nur etwa 50 davon leben als Vollprofis von ihrer Zauberei. "Die meisten betreiben es als Hobby, was aber keineswegs heißt, dass sie schlecht sind", betont Henry Wahl.

Wer Magier werden will, macht eine Art Volontariat beim Magischen Zirkel. Das bedeutet eine Jahr lang regelmäßig zu den "Zirkel-Sitzungen" zu gehen, viel in Zauberbüchern zu lesen, sich Tricks in Büchern, auf Video oder im Internet anzuschauen und immer wieder: üben, üben, üben. Nach einem Jahr erfolgt eine Aufnahmeprüfung, bei der unter anderem ein 10-minütiges, selbst erstelltes, Programm vorgeführt wird. Natürlich gibt es auch Zauberer-Schulen. Aber der klassische Weg führt über den Magischen Zirkel.

Das große Zauberer-Glück

Auch wenn Tiere mittlerweile nicht mehr ins Zauberer-Sortiment gehören. Vieles andere bleibt doch gleich: Kartentricks gehen immer. Bälle auftauchen und verschwinden lassen ebenso. Das ist auch die Königs-Disziplin unter Zauberern. Weil Zuschauer aber so gerne wissen wollen, wie die Tricks funktionieren, geben Zauberer manchmal auch Einblicke. Oder tun zumindest so. Sehr populär sind so genannte "Aufsitzer". Das sind Kunststücke, die zunächst durchschaubar sind. Wenn das Publikum sich gerade freut, den Zauberer enttarnt zu haben, wird dann aber noch ein überraschendes Element "darauf gesetzt", das nun wieder niemand mehr durchschaut. Wenn das gelingt, sind die Aaahhh und Ohhh-Rufe garantiert. Das ist das größte Zauberer-Glück - da sind sich die Magier einig:  "Das Publikum soll staunen und lachen."

Stand: 15.05.2016, 12:34

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