Sensationeller medizinischer Fund in Hattingen beim 28. Magischen Pfingsttreffen
Charlie Dörries / Tom Lauri
Charlie Dörries
In Rahmen des von Guni und Henry Wahl organisierten 28. Magischen Pfingsttreffens wurde ein neues, bis jetzt nur vermutetes Gen im menschlichen Körper gefunden. Es gibt der modernen Wissenschaft ein großes Rätsel auf, kommt es doch nur bei einer eher begrenzten Gruppe von Menschen vor, nämlich bei Zauberern und Magiern. Es handelt sich um das bisher unentdeckte aber lang vermutete und nach dem Ort des Geschehens benannte HattinGEN. Dieses ist nur bei der genannten Menschengruppe existent - dann aber heftig!!!
Und genau diese Gruppe traf sich mit unbändigem Spaß und Tatendrang vom 13. - 16. Mai eben in Hattingen. Knapp 140 dieser Genträger/Innen hatten nicht den weitesten Weg gescheut, um sich mit neuen Informationen in Sachen Magie zu versorgen, sich auszutauschen und neue magische Freundschaften zu schließen.
Anmerkung des Schreiberlings: Es muss hier wohl nicht explizit bemerkt werden, dass es sich bei diesem Treffen um die Weiterführung des Winterbergtreffens handelt.
Aber nun mal ans Eingemachte! Drei Tage voller Magie mussten absolviert werden. Zwischen den zahlreichen Veranstaltungen, Vorführungen und Seminaren blieb immer noch genug Zeit zum magischen Austausch untereinander.
Bei schönstem Sommerwetter trafen sich die Teilnehmer/innen ab Freitag 16:00 Uhr im Haus Friede, dem neuen Veranstaltungsort. Nach dem ersten Hallo und dem Abendessen ging es schon mit dem ersten Highlight des Treffens los: Dem JeKaMi-Abend. 3 Stunden voller poetischer, witziger und manchmal auch skurriler Zauberei. Guni und Henry Wahl eröffneten offiziell das Treffen und wurden mit frenetischem Applaus bedacht.
Alle Darbietungen zu beschreiben, würde diesen Bericht eher sprengen. Aber einige sollten benannt werden. Z.B. Patrick Lehnens nonverbale Konversationen mit seiner Schreibtischlampe.
Überraschende Effekte - einfühlsame Magie ohne Worte. Im weiteren Programm überraschte Sven Heubes mit einer neuen Art der klassischen, sich immer wieder füllenden Wasserschalen. Live gesungen mit einem Song von Joe Cocker. Total witzig - toller Einfall.
Tom Lauri erzählte die Geschichte der FIFA. Natürlich ist dabei das Thema der Bestechung Dreh- und Angelpunkt. Ich hätte nicht gedacht, dass "Six-Bill-Repeat" mal der krönende Abschluss einer Zauberdarbietung sein könnte. Tolles Thema - magisch perfekt umgesetzt.
Arnd Klever präsentierte fast zum Schluss eine hinlänglich bekannte Seilroutine auf seine Weise.
Herrlich live gesungene Präsentation - weiter so!!
Die Moderation des Abends lag bei Marc Hoff, der zum Schluss 4 Pokale den Gewinnern überreichen konnte. Das Publikum votierte per Applausometer: 1. Preis: Tom Lauri; zweiter Preis Patrick Lehnen; den dritten Preis erhielt Arnd Klever. Der Preis für den besten Newcomer ging an Tiago - Manipulation und Jonglage.
Weit nach Mitternacht ging der erste Abend des 28. Magischen Treffens in 30 Jahren zu Ende.
Nach einer eher kurzen Nacht und einem leckeren Frühstück stand am Samstag dann das erste von 4 Seminaren auf dem Ablaufplan. David Stone aus Frankreich präsentierte neue Effekte. Sein Showmanship trug die Darbietung der einzelnen Effekte glänzend. Immer einen tollen Spruch parat, präsentierte er zu Beginn einige neue Variationen zum Erscheinen lassen einer Flasche. Das Gimmick dazu ist hinlänglich bekannt, aber die neuen Arten der Misdirection dazu eine Klasse für sich.
Eine eigenwillige, eher unbekannte Art des Wiedererscheinenlassens einer Spielkarte am Fuß - wo es passt, total abgefahren und witzig.
Für mich persönlich der Höhepunkt dieses Seminars: Restauration einer zerrissenen Spielkarte in einer Art Triangel, das aus dem Restkartenspiel gefertigt wird. Überzeugend, wie seine (Davids) Präsentation des Kunststückes "Karte an Decke".
Ein kleiner Exkurs in die Topitwelt rundete das Seminar ab.
In dem Räumen standen an vielen Ecken große Luftballon-Kunstwerke und viele Teilnehmer und Teilnehmerinnen hatten liebevoll geknotete Luftballonwesen in den Händen. Sie alle stammten von Tobi Twist - anfangs Zauberer, jetzt einer der besten Luftballonmodellierer. Er hielt sein Wissen und Können nicht zurück und teilte dieses mit den Anwesenden in einigen Intensiv-Workshops zu diesem Thema. Heftig, was man aus Ballons alles fertigen kann, wenn man es kann. Einfach klasse!!
Der Nachmittag stand unter dem Motto "Close-Up im richtigen Leben". Unter diesen Titel hatte Rufus Grey die "Hattingen Edition" seines Seminars gestellt, acht in der Praxis erprobte Kunststücke finden in dem gut übersichtlich aufgebauten Seminarheft ihren Platz. Auch hier können nicht alle Kunststücke beschrieben werden.
Hervorheben möchte ich:
Der Flug des Phönix - der Hindufaden mit Pyroschnur. Die Wiederherstellung eines zerrissenen Fadens - sicherlich bekannt, eine wunderschöne Fassung mit kleinen aber feinen Raffinessen.
Schrödingers Katze - eine Seilroutine in einer Papp box mit zwei Seilen, die sich auf unerklärliche Weise verknüpfen (Das Geisterkabinett oder auch Dean's Box) bzw. eine kleine Abwandlung davon mit dem Zusatz, dass sich am Schluss eine Stoffkatze in den verschlungenen Seilen befindet.
Und für die Fans der geschichtenerzählenden Zauberkunst: Das Fingerleder. Ein unpräparierter Lederriemen wird um einen Finger gewickelt. Ein kräftiger Zug an den beiden Enden und der Finger wird scheinbar von dem Leder durchdrungen.
...und Abends dann eine Magic Show mit internationaler Besetzung. Knapp 3 Stunden perfekte Magie. Martin Sierp: Schnappi, das kleine Krokodil Entfesselung - Quickchange und natürlich "Der Fürst der Finsternis". Christoph Borer aus der Schweiz mit Maria - Mind to Mind; perfekte überzeugende Gedankenübertragung. Aus Großbritannien angereist Mario & Veronica Morris mit einem perfekten Exkurs in die Straßenzauberei. Luke Dimon - klassische, sehr überzeugende Manipulation der Extraklasse. Sven Heubes mit Oktavia - eine prächtig ausgestattete und perfekt präsentierte Fassung des "Geisterkabinett". Durch den Abend führte als Moderator mit witzigen Sprüchen und magischen Schmankerln Braidon Morris.
Mehr als 400 begeisterte Zuschauer - davon fast 300 Muggles - ein sehr gelungener Abend.
Aber auch nach 23:00 Uhr fand das Zauberherz noch einen weiteren witzig-traditionellen Höhepunkt des Magischen Pfingsttreffens: Die Mad-Pack-Late-Night-Show. Mad Pack and Frieds lieferten eine Show, die man nicht beschreiben kann - man muss sie erleben - entweder man mag sie oder man hasst sie. Ein Mittelmaß gibt es nicht. Eines ist sicher, sie ist verrückt, abstrus, drollig, abgefahren, spontan, skurril und und...
Sonntag, Pfingsten - Megakurze Nacht - schnelles Frühstück und dann zu einem Top-Seminar des Schweizer Magiers Christoph Borer. Er präsentierte, ja zelebrierte, ein paar neu erdachte Kunststücke aus seinem neuen Buch "21", in dem man nicht nur neu erdachte Routinen mit perfekter Beschreibung vorfindet, sondern in dem er auch die Theoriepraxis zu vielen Fragen rund um die Zauberkunst sehr ausführlich beschrieben hat. Für mich ein "must have" eines jeden Zauberkünstlers, einer jeden Zauberkünstlerin. Praxistaugliche Kunststücke in großer Fülle.
Besonders hervorheben möchte ich hierbei:
Astropendel - Ein Zuschauer pendelt selbst das Sternzeichen eines anderen Zuschauers aus. Das klingt erst einmal unmöglich. Christoph hat es perfekt umgesetzt.
Romeo und Julia: Eine Zuschauerin und der Protagonist stellen die Balkonszene des Shakespeare-Stückes nach. Im Verlauf tauschen die während der Vorführung zwischen die Zähne gesteckten unterschriebenen Spielkarten ihren Platz. Mit einem ordentlichen Schuss Comedy.
Arsene Lupin - eine weitere spannende Variante des Bank-Night-Themas. Nicht klassisch, sondern unter Einsatz eines Buches, welches das Geheimnis trägt.
Tom Lauris Eindrücke.
Nach dem Mittagessen ging es weiter mit einem sehr interessanten und aufschlussreichen Seminar von Luke Dimon zum Thema "Regie für Zauberkünstler". Er ging im Detail auf die Punkte Auftritt (Bühnenbild, Musik, ...), die eigene Bühnenpräsenz sowie die Bühnenfigur und deren Entwicklung ein. Sehr interessant waren auch seine Gedanken, Ideen und Vorschläge zu Effekten und deren Steigerung sowie zum Thema Inspiration. Luke erläuterte die Punkte unter anderem anhand von Beispielen aus seiner eigenen Darbietung. Das Seminar gibt Zauberkünstlern sehr viel mit auf den Weg, um sich selber und die eigene Darbietung weiterentwickeln zu können.
Anschliessend folgte das Seminar von Mario Morris zum Thema Strassenzauberei. Mario erläuterte uns in 60 Minuten anhand seiner Strassenshow, wieso er sie so aufgebaut hat. Dabei ging er auf die wesentliche Teile Publikumsmanagement, Rhythmus der Show und Finale ein. Interessant waren vor allem die kleinen Details, auf die Mario hinwies, die gerne übersehen werden. Z.B. sollte jeder Strassenkünstler seinen Pitch sauber machen, bevor er anfängt. Das heisst, Zigarettenstummel etc. sollten entfernt werden. Es ist ja schliesslich eine Bühne. Ich denke, dass dieses Seminar nicht nur für Strassenkünstler sehr aufschlussreich war, sondern dass jeder für sich selber sehr viel mitnehmen konnte. Als Abschluss zeigte Mario uns noch seine Show. Sehr gelungen.
Nach der anschließenden Grillfete startete dann auch aus alter Tradition der Close-Up-Abend.
Die Anmoderation des Abends durch Guni und Henry Wahl hatte eine sehr wichtige emotionale Botschaft: 28 Magische Pfingsttreffen in 30 Jahren, 27 davon haben die Beiden mit der Hilfe von Frank Moll und Theo Böhm perfekt organisiert und vorbereitet. Eine solche Leistung ist nicht zu beschreiben. Nun sei die Zeit der Staffelstabübergabe, so Henry. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge übergaben sie diesen Stab an das neue Team um Falco Spitz - Eike Völker. Er wird mit seinem Team in die übergroßen Fußstapfen treten und muss dabei aber auch seine eigenen hinterlassen. Guni und Henry stehen der neuen Gruppe natürlich immer noch beratend zu Seite.
Ich könnte jetzt einen ganzen Sermon an Dankesworten für Guni und Henry verfassen. Aber letztendlich bleibt nur eines zu sagen: Liebe Guni - lieber Henry: Ganz vielen Dank und Hochachtung für diese eure Leistung!
Für das neue Team die besten Wünsche, viel Kreativität und tolle Ideen. Hattingen geht weiter.
Im Unterschied zu den bisherigen Close-Up Abenden blieben dieses Mal die Künstler in den Räumen. Die Zuschauer gingen auf Wanderschaft und verliefen sich zum Teil... Insgesamt unterhielten die acht Close-Upper die Gäste aufs Beste. Herausheben möchte ich die geniale Parodie der Gala-Show vom Abend davor. Ich habe vom Anfang bis zum Ende Tränen gelacht. Sehr amüsant fand ich auch die Runde bei Magic Pete und Jan Hendrik Schön. Sehr amüsant fand ich auch die Runde bei Magic Pete und... Ich glaube, ich habe ein déja-vu.
Im Anschluss an den Close-up Abend fand die traditionelle Bizarr-Show statt. Sie ist in der Regel nichts für den zartbesaiteten Menschen, da wie der Name schon sagt, sehr bizarre Themen mit der Zauberei verknüpft werden. Moderiert wurde der Abend von Jolly Roger - einem Totenkopf. Im Folgenden einige der Darbietungen kurz zusammengefasst. Den Anfang machte Yandaal mit einer morbid-musikalischen Darbietung über Pater Uriel, in der das Missbrauchsthema der katholischen Kirche aufgegriffen wurde. Danach erzählte uns Wiesel die Geschichte von Christian. Dieser ritzt sich mit Rasierklingen, um das Leben zu spüren und metzelt seine Klassenkameraden nieder. Als Basis für das Kunststück diente das Razored Deck von Christoph Borer. Im weiteren Verlauf des Abends kam noch einmal Yandaal. Bei seiner Geschichte drehte es sich um den Massenmörder Fritz Haarmann aus Hannover. Eine schöne Umsetzung des Leben + Tod Tests, in dem der Steckbrief aufgrund einer ausgehenden Kerze herausgefunden wurde.
Bemerkungen zum 1. Mal
Das magische Pfingsttreffen. Ein Zauberkongress, den ich bisher nicht kannte. Welch Frevel! Zum Glück sagte mir Christoph Borer vor ein paar Monaten "Tom, da musst du hin mit deinem Humor. Das ist genau deine Familie dort." Er behielt Recht.
Und so war es für mich, das erste Mal. Nein, nicht dieses erste Mal.
Als ich nach gefühlten 300 Staustunden in Hattingen ankam, fiel mir beim Eintreffen weiterer Kongressteilnehmer auf, dass hier anscheinend jeder jeden kannte. Ich stand da erst einmal ziemlich alleine. Zum Glück traf ich nach einer Ewigkeit zumindest einen, den auch ich kannte. Puuuh. Auf dem langen Weg aus der Schweiz dorthin hatte ich mich entschieden, am JeKaMi Wettbewerb teilzunehmen. Und das war gut so. Denn der Humor passte und so war der Auftritt quasi die bestandene Aufnahmeprüfung in die Familie "Magisches Pfingsttreffen". Danach war ich ein Teil davon. Meine Anspannung war weg, ich habe mich pudelwohl gefühlt und jede Minute in Hattingen in vollen Zügen genossen. Danken muss ich hier vor allem Guni und Henry, die einem bei Fragen sofort und sehr hilfsbereit zur Seite standen. Die Zeit verging rasend schnell. Ich habe viele nette Menschen kennengelernt. Und im Vergleich zu anderen Kongressen fiel mir vor allem der offenherzige und ehrliche Umgang untereinander auf. Besonders interessant fand ich die Tatsache, dass viele mit der ganzen Familie angereist kamen. Das mache ich dann nächstes Jahr auch so - nur weiss meine Familie davon noch nichts...